Band 8

Kant und Nietzsche – Vorspiel einer künftigen Weltauslegung?

Klaus Wellner, Johannes Heinrichs, Oswald Schwemmer, Gerhard Vollmer, Reinhard Margreiter, Bernulf Kanitscheider, Volker Gerhardt, Wiebrecht Ries, Curt Paul Janz

229 Seiten | 1988 | ISBN 3-923834-06-3 | 12,50 €

Aus der Einladung zur Tagung vom 2. bis 5. Oktober 1986

Was bedeuten Kant und Nietzsche in unserer Zeit? Sind die beiden Namen überhaupt vereinbar? Ist nicht Kant das Vorbild alles Systematischen, Nietzsche dagegen bloß ein Aphoristiker, vielleicht mehr Dichter als Denker? Aber gelten nicht beide als große Kritiker?

 

Kant schildert die »Kopernikanische Wende« in der Philosophie: »Bisher nahm man an, alle unsere Erkenntnis müsse sich nach den Gegenständen richten; aber alle Versuche, über sie a priori etwas durch Begriffe auszumachen, wodurch unsere Erkenntnis erweitert würde, gingen unter dieser Voraussetzung zunichte. Man versuche daher einmal, ob wir nicht in den Aufgaben der Metaphysik damit besser fortkommen, daß wir annehmen, die Gegenstände müssen sich nach unserer Erkenntnis richten ...«. Liest man im Nachlaß Nietzsches dagegen: »Der ganze Erkenntnis-Apparat ist ein Abstraktions- und Simplifikations-Apparat – nicht auf Erkenntnis gerichtet, sondern auf Bemächtigung der Dinge ...«, so muß man fragen, ob er der moderne Fortsetzer Kants ist oder ob er sich bloß in einem biologischen Mißverständnis befindet.

 

Was Kant gedacht hat, ist gut bekannt; die Interpreten stimmen weitgehend überein. Bei Nietzsche ist eine philosophisch angemessene Interpretation erst noch im Entstehen. Aber bei Kant muß man fragen, ob seine Auffassung vom Zugrundeliegen subjektiver Formen der Erkenntnis mit dem heutigen Stand der Wissenschaften noch vereinbar ist. Nietzsche dagegen ist ohne Zweifel schon auf die uns heute bedrängenden Fragen in Kultur, Politik und Religion bezogen. Aber sind seine Lösungsvorschläge, wie die neue diesseitige Ethik und der Übermensch, in der technisch gewandelten Welt noch überzeugend?

 

Die Referate dieser Tagung wurden in Band 8 der Schriftenreihe der FREIEN AKADEMIE veröffentlicht

KLAUS WELLNER

Methode und Einheit im Philosophieren Kants und Nietzsches

JOHANNES HEINRICHS

Kant und Nietzsche: Der kategoriale und der existentielle Denker

OSWALD SCHWEMMER

Die reine Vernunft des Immanuel Kant: Zum utopischen Gehalt einer philosophischen Weltkonstruktion

GERHARD VOLLMER

Kognitive und ethische Evolution und das Denken von Kant und Nietzsche

REINHARD MARGREITER

Ontologischer Paradigmenwechsel – Anmerkungen zu Kant und Nietzsche

BERNULF KANITSCHEIDER

Nietzsches Idee des zyklischen Universums vor dem Hintergrund der heutigen physikalischen Kosmologie

VOLKER GERHARDT

Die kopernikanische Wende bei Kant und Nietzsche

WIEBRECHT RIES

Nietzsche – Vorspiel einer Philosophie der Zukunft?

CURT PAUL JANZ

Nietzsche als Überwinder der romantischen Musikästhetik

KLAUS WELLNER

Einführung in Nietzsches Werk »Also sprach Zarathustra«